Frieden durch Menschenrechte für alle
07. Feb 2024
Es gibt einen anderen Weg – Frieden durch Menschenrechte für alle
Unter der Überschrift „Für Hoffnung und Menschlichkeit“ hatte das Bündnis „Ruf
nach Frieden“ zu einem Gespräch mit Friedensaktivisten aus Palästina und Israel
eingeladen. Birgit Schmiedeshoff und Rixa Borns vom Bündnis begrüßten im mit 200 Zuhörer*innen
voll besetzten VHS-Forum zwei Vertreter der „Combatants for Peace“: Rotem
Levin, israelischer Jude, und Osama Eliwat, Palästinenser aus Jericho.
Die Zuhörer*innen bekamen zunächst einen unerwarteten, beeindruckenden Einblick in das „normale“ Leben in dem jetzigen Kriegsgebiet, als die beiden Referenten von ihrer grundlegend verschiedenen Kindheit und den Erfahrungen mit dem jeweils anderen Volk berichteten.
Rotem Levin erzählte von seinem Leben in Israel, in dem er viel über den
Holocaust, aber nichts über das Leben der Menschen „hinter der Mauer“ erfuhr,
in dem die Putzfrau oder der Automechaniker die einzigen Palästinenser waren,
die er kannte, in dem er sich als Kind von Palästinenser*innen bedroht fühlte,
den Bus verließ und Angst hatte, wenn er die arabische Sprache hörte. Er wurde
Soldat und erst bei einem Besuch in Deutschland nach dem Wehrdienst erfuhr er
mehr über die Geschichte seines Landes und das Schicksal der Palästinenser.
Dies veränderte sein Leben.
Osama Eliwat wuchs zunächst in Ostjerusalem auf. Seine Familie wurde aber
nach Jordanien vertrieben, verlor damit das Aufenthaltsrecht für Ostjerusalem, seine
Schule wurde geschlossen – er erlebte Israelis in der Kindheit nur als
Soldaten, die durch seinen Heimatort gingen und Angst verbreiteten. Er erzählte
von seinem beginnenden Widerstand, einem Gefängnisaufenthalt ohne jegliches
Urteil, von dem Leben ohne Heimat, von der Willkür der Polizei, aber auch, wie
er durch Freunde Israelis kennenlernte, die wie er nach einem gemeinsamen
Frieden suchten.
Beide lernten die Sprache die Sprache der anderen, beschäftigten sich mit
deren Geschichte und setzen sich seit Jahren für die Verständigung der beiden Völker ein.
Als die aktuelle Situation angesprochen wurde, wurde es sehr still im Raum
– die Betroffenheit, die Trauer, die Wut über unzählige unschuldige Opfer, die
unermesslichen Zerstörungen und die Ungewissheit bei der Rückkehr in ihre
Heimat – sie waren spürbar und machten die Dringlichkeit eines Waffenstillstands
deutlich.
„Palästina ist frei, wenn Israel sicher ist – Israel ist sicher, wenn Palästina
frei ist“. Dieser Satz erklärt in besonderer Weise den Konflikt und die Problematik bei der Suche
nach einer Lösung.
Beide Völker seien traumatisiert, diese Traumata müssten behandelt werden.
„Wir brauchen keine Waffen, sondern Therapeuten“ – so eine Forderung der beiden Aktivisten.
Man müsse lernen, sich zuzuhören, miteinander zu sprechen. „Wenn du deinen Schmerz
fühlst, bist du lebendig. Wenn du den Schmerz des anderen spürst, bist du menschlich.“ Mit
diesen Worten umschrieb Osama Eliwat seine Position.
Die Organisation „Combatants for Peace“, in der sich beide Referenten engagieren, setzt sich gegen Gewalt und für Frieden, Gerechtigkeit, Verständigung mit gewaltfreien Mitteln und die Beachtung der UN-Menschenrechte in Israel und Palästina ein.
Die Botschaft kam bei den Zuhörer*innen an und führte nicht nur zu vielen Geldspenden für die Organisation, sondern auch zu intensiven Gesprächen nach Ende der Veranstaltung.
Rixa Borns, Friedensinitiative in Münster (FiM)